Tendinopathien: Warum Ruhe oft das Falsche ist

Tendinopathien

Moderne Reha-Ansätze für Achillessehne, Patellasehne & Co.

Tendinopathien, also Erkrankungen der Sehnen, sind eine häufige Herausforderung für Sportler, aber auch für Menschen, die körperlich aktiv sind. Ob Achillessehne, Patellasehne oder andere Sehnen im Körper – die Schmerzen und Einschränkungen, die mit einer Tendinopathie einhergehen, können frustrierend und langwierig sein. Doch was viele nicht wissen: Ruhe ist oft nicht die beste Lösung. Im Gegenteil – moderne Reha-Ansätze zeigen, dass gezielte Belastung der Schlüssel zur Genesung sein kann.

In diesem Artikel erfährst du, warum Ruhe bei Tendinopathien oft kontraproduktiv ist, wie Sehnen auf Belastung reagieren und welche modernen Reha-Strategien wirklich helfen.


Was ist eine Tendinopathie?

Eine Tendinopathie ist eine Erkrankung der Sehne, die durch Überlastung, repetitive Bewegungen oder altersbedingte Veränderungen entstehen kann. Typische Symptome sind Schmerzen, Steifheit und eine eingeschränkte Funktionsfähigkeit der betroffenen Sehne. Häufige Beispiele sind:

  • Achillessehnen-Tendinopathie: Oft bei Läufern oder Sprungsportlern.
  • Patellasehnen-Tendinopathie: Bekannt als „Jumper’s Knee“, häufig bei Basketball- oder Volleyballspielern.
  • Rotatorenmanschetten-Tendinopathie: Betrifft die Schulter und tritt oft bei Überkopfsportarten auf.

Früher wurde oft empfohlen, die betroffene Sehne zu schonen und vollständige Ruhe einzuhalten. Doch die Forschung der letzten Jahre hat gezeigt, dass dies nicht immer der beste Weg ist.


Warum Ruhe oft das Falsche ist

Sehnen sind darauf ausgelegt, Belastungen zu widerstehen. Sie bestehen aus Kollagenfasern, die sich unter mechanischer Belastung anpassen und stärker werden. Wenn eine Sehne jedoch überlastet wird, kann es zu Mikrorissen und Entzündungen kommen – eine Tendinopathie entsteht.

Das Problem bei vollständiger Ruhe: Die Sehne wird nicht ausreichend stimuliert, um den Heilungsprozess zu fördern. Stattdessen kann die Sehne schwächer werden, was das Risiko für erneute Verletzungen erhöht. Studien zeigen, dass eine gezielte, progressive Belastung der Sehne den Heilungsprozess unterstützt und die Sehnenstruktur verbessert.


Moderne Reha-Ansätze bei Tendinopathien

Die moderne Rehabilitation von Tendinopathien setzt auf gezielte Belastung, um die Sehne zu stärken und ihre Funktion wiederherzustellen. Hier sind die wichtigsten Ansätze:

1. Exzentrisches Training

Exzentrisches Training ist eine der effektivsten Methoden zur Behandlung von Tendinopathien. Dabei wird die Sehne unter kontrollierter Belastung gedehnt, während der Muskel aktiv arbeitet. Ein klassisches Beispiel ist das exzentrische Absenken der Ferse bei einer Achillessehnen-Tendinopathie.

Beispiel für die Achillessehne:

  • Stelle dich auf eine Treppenstufe, sodass die Fersen in der Luft hängen.
  • Hebe die gesunde Ferse an und senke die betroffene Ferse langsam ab.
  • Wiederhole diese Bewegung in mehreren Sätzen.

2. Progressive Belastung

Die Belastung der Sehne sollte schrittweise erhöht werden, um eine Überlastung zu vermeiden. Dies kann durch gezielte Kraftübungen erreicht werden, die die Sehne stärken, ohne sie zu reizen.

Beispiel für die Patellasehne:

  • Kniebeugen mit kontrollierter Tiefe.
  • Einbeinig absteigende Bewegungen (Step-downs).

3. Isometrische Übungen

Isometrische Übungen, bei denen der Muskel angespannt wird, ohne sich zu bewegen, können bei akuten Schmerzen helfen. Sie reduzieren die Schmerzwahrnehmung und verbessern die Kraft.

Beispiel für die Patellasehne:

  • Halte eine Kniebeuge-Position für 30–45 Sekunden.

4. Load Management

Ein wichtiger Aspekt der Rehabilitation ist das Load Management, also die Steuerung der Belastung. Die Sehne sollte weder überlastet noch unterfordert werden. Ein individueller Trainingsplan, der die Belastung schrittweise erhöht, ist entscheidend.

5. Unterstützende Maßnahmen

Zusätzlich zu den Übungen können folgende Maßnahmen helfen:

  • Physiotherapie: Manuelle Therapie und gezielte Übungen unter Anleitung.
  • Schmerzmanagement: Kurzfristige Anwendung von entzündungshemmenden Maßnahmen (z. B. Kälte oder entzündungshemmende Medikamente).
  • Ernährung: Eine proteinreiche Ernährung unterstützt die Regeneration der Sehnen.

Fazit: Aktivität statt Ruhe

Tendinopathien sind komplex und erfordern einen individuellen Ansatz. Doch eines ist klar: Ruhe ist oft nicht die Lösung. Stattdessen sind gezielte Belastung, progressive Übungen und ein gut durchdachtes Load Management der Schlüssel zur Genesung. Wenn du unter Sehnenschmerzen leidest, solltest du dich an einen Physiotherapeuten oder Sportmediziner wenden, der dir einen passenden Reha-Plan erstellt.

Denke daran: Sehnen sind darauf ausgelegt, Belastungen zu widerstehen. Mit der richtigen Herangehensweise kannst du nicht nur deine Schmerzen lindern, sondern auch langfristig stärker und belastbarer werden.